Tannroda liegt im Mittleren Ilmtal, an der Mündung des Flüsschens Schwarza in die Ilm.
Im Norden und Osten ist der Ort von ausgedehnten bergigen Wäldern umgeben. Südlich der Ortslage befinden sich die zu Tannroda gehörenden Kleinsiedlungen Kottendorf und Böttelborn. Viele Jahrhunderte bildete der Ort mit dem südöstlich gelegenen Saufeld (heute Thangelstedt) eine Herrschaft.
Ein ab ca. 750 belegter Friedhof zeugt von einer anfänglich slawischen Besiedlung.
Im 10. Jahrhundert wanderten fränkische Siedler ein und übernahmen die Herrschaft über den Ort und rodeten großflächig die Wälder. Erstmals erwähnt wurde der Ort als „Rode“ 1115 in einer Urkunde des Erfurter Petersklosters. 1403 wurde Tannroda erstmals als Stadt genannt. Durch die Furt in der Ilm führten Jahrhunderte lang die Böhmische und die Salzstraße von Norden her durch die Stadt. Es gab eine Stadtmauer mit dem Ilmtor, dem Tor an der Schwarza und dem Kranichfelder Tor auf dem Lindenberg südlich der Burg. Die Stadt hatte Marktrecht und und Gerichtsbarkeit. Von letzterem zeugt noch der Flurname "Galgenberg". Zu Spekulationen verleitet die Bezeichnung "Altstadt" für den im Schwarzatal gelegenen Bereich. Er war nicht von einer Stadtmauer geschützt, hatte aber eine eigene Kirche, worauf den Name Kirchberg hinweist. Bis 1824 stand dort das St. Annenkirchlein umgeben von einem Friedhof.
Die Stadt Tannroda entwickelte sich im Schutz einer hochmittelalterlichen Burg. Diese wurde über dem südlichen Hang der Ilm im 12. Jahrhundert erbaut und war die Stammburg der erstmals 1174 genannten Herren von Rode. Seit 1392 war die Burg ein Lehen der Thüringer Landgrafen, später des Weimarer Herzogs. Ein Lehnsherr war der als „Brandmeister von Thüringen“ in die Geschichte eingegangene Raubritter Apel von Vitzthum. Die Burg wurde 1465 von einer Streitmacht Erfurter und unter dem Herzog von Weimar zerstört.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort stark geplündert und von den Schweden verwüstet. Die Stadtmauer wurde abgetragen und auch für den Wiederaufbau der abgebrannten Häuser verwendet.
Im 17./18. Jahrhundert entstanden zwei bescheidene Schlösser auf dem Burggelände.
Das ziegelgedeckte „Rote Schloss“ wurde 1824 abgerissen und diente als Baumaterial für die neue St. Michael-Kirche. Der Großherzogliche Oberbaudirektor Clemens Wenzeslaus Coudray entwarf den neuen Kirchenbau im Stile des Klassizismus und ist eines seiner hervorragenden Bauwerke. Sie wurde auf dem ehemaligen Burggraben gebaut und am 14. September 1825 eingeweiht. Die vorherige Kirche aus dem 14. Jahrhundert befand sich nordöstlich und soll auf einem heidnischen Kultplatz gestanden haben.
Die Herrschaft wurde 1854 durch die Freiherren von Gleichen-Rußwurm erworben und das schiefergedeckte „Blaue Schloss“ Rittergutssitz. Der letzte Besitzer, der konservative Publizist Heinrich von Gleichen-Rußwurm, wurde 1945 auf der Basis der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone entschädigungslos enteignet.
Als Folge des 2. Weltkrieges wurden in den damals 1300 Einwohner zählenden Ort über 500 Aussiedler einquartiert. Ein großer Teil von ihnen lebte auf dem Burggelände.
Seit 1887 hat Tannroda einen Bahnanschluss an der 25 Kilometer langen Ilmbahn (ursprünglich Weimar-Berka-Blankenhainer-Eisenbahn) nach Weimar und seit 1888 nach Kranichfeld.
Tannroda galt als eine Ackerbürgerstadt, die Korbflechterei hatte seit dem 17. Jahrhundert eine gewisse Bedeutung.
Die gewerblich-industrielle Entwicklung der Stadt erlebte viele Rückschläge, meist durch Stadtbrände verursacht. Die 1799 als Pulvermühle umgenutzte Mahlmühle wurde 1887 durch eine Explosion zerstört, nach 1802 entstanden eine Ziegelhütte, einige Holzverarbeitungsbetriebe, eine Metallfabrik, eine Kunstemaille-Fabrik und 1906 eine Papierfabrik. Um 1923 war die Papierfabrik größter Betrieb in Tannroda, sie wurde 1992 geschlossen und 2011 zurückgebaut.
Das Korbmachergewerbe nahm ab 1904 einen Aufschwung, nachdem der Architekt Henry van de Velde für den Korbmachermeister Ernst Schmiedeknecht Korbmöbel entwarf, die überregional Bedeutung erlangten und teilweise heute noch in Museen in erhalten sind. Die 1990 noch 22 Korbmachermeister gaben mit Einführung der DM ihr Gewerbe auf, da sie mit im Wettbewerb mit osteuropäischen Produkten nicht mehr kostendeckend produzieren konnten.
Infolge der Wiedervereinigung schlossen sämtliche Geschäfte im Ort. Bis dahin gab es bis zu 7 Gaststätten, 3 Bäckereien, 2 Fleischer, eine HO-Kaufhalle, verschiedene Bekleidungsläden usw.
Arbeit vor Ort bieten noch die Edelstahlbau GmbH, ein Holzverarbeitungsbetrieb, ein Agrarunternehmen sowie eine Eisdiele und die neue Burggaststätte "Heinrich".
1994 wurde die Stadt Tannroda in die Stadt Bad Berka eingemeindet.
Nach jahrzehntelangem Verfall des Schlosses mit teilweisen Notsicherungen wurde das Schlossgelände durch die Stadt Bad Berka erhalten.
Seit 2017 wird das Burggelände durch die Stiftung Burg Tannroda saniert.
Der Bergfried (22 m hoch) dient wieder als Aussichtsturm.
Im Laubengang-Gebäude auf dem Gelände der Burg, wurde durch den Heimatverein 1998 das ehrenamtlich betriebene Thüringer Korbmachermuseum eingerichtet. Es ist das einzige in den neuen Bundesländern und zeigt u.a. Jugendstil- und Bauhausmöbel.
Der Bergfried mit Burgruine, das Schloss und die nach Plänen von Coudray erbaute Michaeliskirche bilden zusammen auf einer Erhebung das Wahrzeichen von Tannroda.
Belebt wird Tannroda durch Vereinsfeste, Konzert- und Kulturveranstaltungen in der Kirche und auf dem Burggelände.
Text: Andreas Koch